Der folgende Ablauf wird von vielen Pilgern in dieser oder ähnlicher Form durchgeführt. Es steht aber jedem frei, nur Teile davon für sich selbst zu übernehmen oder diesem Ablauf überhaupt nicht zu folgen. Der Tempelablauf ist gerade am Anfang einer Pilgerwanderung noch ungewohnt und erfordert eine Gewöhnungsphase.
Am Tempeltor (niōmon oder sanmon)
Stehe links vor dem Tempeltor, füge die Handflächen vor deiner Brust zusammen und verbeuge dich einmal (gasshō) in Richtung der Haupthalle. Du betrittst die Tempelanlage mit dem anschließenden Überschreiten der Schwelle am Tempeltor und kommst dadurch von der säkularen in die geistliche Welt. Die meisten Tempeltore werden links und rechts bewacht von zwei niō, muskulösen und oft furchterregenden Wächterfiguren, die den Tempel vor dem Bösen beschützen. Solche Tempeltore werden niōmon genannt. Tempeltore ohne die beiden Wächter heißen sanmon.
Am Wasserbrunnen (temizuya)
Der Wasserbrunnen befindet sich im Eingangsbereichs der Tempelanlage. Benutze eine der bereitliegenden Schöpfkellen zum Wasserschöpfen. Schütte etwas Wasser zuerst über die rechte Handfläche, nimm dann die Kelle in die rechte Hand und gib etwas Wasser auf deine linke Handfläche. Spüle dir mit dem Wasser aus der linken Hand den Mund aus. Es ist ausreichend, wenn du mit dem Wasser nur die Lippen berührst. Beides steht symbolisch für die äußere und die innere Reinigung.
Zum Abschluss hältst du den Holzgriff der Schöpfkelle nach unten und lässt das in der Kelle verbliebene Wasser über den Griff nach unten laufen. Damit ist die Kelle sauber und für die Benutzung durch den nächsten Tempelbesucher bereit.
Meist findet sich in der Nähe des Wasserbrunnens eine Möglichkeit den Pilgerstab für die Zeit des Tempelbesuchs abzustellen. Der Rucksack wird während des Tempelbesuchs im Rastbereich der Tempelanlage abgelegt.
Am Glockenturm (shōrō)
Am Glockenturm läutest du die Glocke einmal um deinen Besuch im Tempel anzukündigen. Dazu dient der massive Balken, bzw. Baumstamm, der über ein Seil in Bewegung versetzt wird. Beim Verlassen des Tempels wird die Glocke nicht mehr geläutet. Das würde Unglück bringen.
An einigen Tempeln, die innerhalb der Städte und Dörfer liegen ist das Läuten der Glocke nicht möglich oder nur zu bestimmten Zeiten möglich.
An der Haupthalle (hondō)
Geh weiter zur Haupthalle. Zünde eine Kerze an und drei Räucherstäbchen, jeweils eines für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft.
An der Haupthalle ist an einem Seil eine kleine Glocke angebracht. Läute die Glocke einmal um der Tempelgottheit deine Ankunft anzuzeigen. Lege deine Namenskarte/Visitenkarte (osamefuda) in die dafür vorgesehene Box, die rechts oder links von der Tempeltür steht. Gib einen kleinen Geldbetrag in die hölzerne Spendenbox der Haupthalle.
Danach legst du deine Hände in gasshō zusammen, trägst das Herz-Sutra vor und sprichst die entsprechenden Mantras, der buddhistischen Gottheit, die an dem jeweiligen Tempel verehrt wird.
An der Daishi-Halle (daishidō)
Geh zur Daishi-Halle und wiederhole den Ablauf, wie an der Haupthalle. Der einzige Unterschied sind die Texte, die du vorträgst. Hier wendest du dich an Kobo-Daishi, der in der Daishi-Halle geehrt wird.
Im Tempelbüro (nōkyōsho)
Zum Abschluss holst du dir im Tempelbüro den Stempel für dein Stempelbuch (nōkyōchō) und ein Papierbild, auf dem die in der Haupthalle verehrte Gottheit abgebildet ist.
Die Tempelbüros sind durchgehend offen von 07.00 Uhr morgens bis 17.00 Uhr abends. Nur an Tempel 62 ist geschlossen während der Mittagspause zwischen 12.00 und 13.00 Uhr.
Wenn du erst kurz vor 17.00 Uhr am Tempel ankommst, hol dir zuerst den Stempel für dein Buch und besuche danach die beiden Hallen.
Auch das Stempeln des Stempelbuchs ist natürlich obligatorisch.
Am Tempeltor (niōmon oder sanmon)
Nachdem du auf deinem Weg nach draußen das Tempeltor passiert hast, dreh dich nochmals um und verbeuge dich in Richtung der Haupthalle.