Margreet Botter – meine Shikoku Pilgerwanderung

Pilgerhut
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Planung und Vorbereitung

Margreet Botter (52, Niederlande)
Während ich reise, nenne ich mich Maggy, weil das viel einfacher auszusprechen ist.

Als mein Mann Anfang 2018 beschloss, zu seinem fünfzigsten Geburtstag eine Reise nach Australien zu machen, anstatt eine Party zu geben, fing ich an, davon zu träumen, mit fünfzig etwas Ähnliches zu unternehmen.
Es dauerte nicht lange, bis mir klar wurde, dass ich gerne eine Pilgerwanderung machen würde.
Und ich wollte, dass es eine Pilgerwanderung wird, die dort endet, wo sie beginnt. Beim Googeln stieß ich auf die 88-Tempel-Pilgerreise auf Shikoku.

In dem Jahr, bevor ich fünfzig wurde, begann ich mit dem Training und der Suche nach der perfekten Ausrüstung: Schuhe, Socken, leichte Hemden und Hosen und natürlich ein guter Rucksack. Ich belegte einen Kurs, um Japanisch zu lernen, und während ich im Fitnesscenter meine Muskeln trainierte, hörte ich mir das Herzsutra an.

In dem Jahr, in dem ich fünfzig wurde, befanden wir uns mitten in der Covid-Pandemie. Ich musste zwei Jahre warten. Mein Japanisch rostete ein, aber mein Körper wurde stärker, und ich lernte das Herzsutra fast auswendig.

Im Spätwinter und Frühjahr 2023 wanderte ich den gesamten Shikoku Pilgerweg, beginnend am 21. Februar, als es noch kalt und sehr ruhig war. Obwohl ich auf einigen Etappen zusammen mit anderen Pilgern ging, war ich die meiste Zeit allein unterwegs.
Nach 46 Tagen erreichte ich den Tempel 88, Ōkuboji. Was für ein wunderbarer Moment das war!
Während meiner Wanderung nahm ich mir zwei Tage Pause. Es war eine sehr intensive Erfahrung in vielerlei Hinsicht: körperlich, geistig und spirituell.
Ich wünsche allen eine solche Erfahrung …

Empfehlungen und Tipps

Während der zwei Tage, an denen ich vom Tempel 88 zum Tempel 1, Ryōzenji, zurückging, dachte ich über meine Pilgerreise nach. Hier meine Empfehlungen und Tipps, die ich gerne teilen möchte.

  • Investiere in deine Ausrüstung, vor allem in gute Schuhe, Socken – keine Baumwolle! -, einen bequemen Rucksack und leichte Kleidung.
  • Akzeptiere, dass du dich noch besser hättest vorbereiten können, als du es getan hast. Es gibt so viele Aspekte, an denen man arbeiten kann: Sprache, körperliche und geistige Verfassung, Ausrüstung, Sutras, Verhalten im Tempel, Planung, Orte zum Übernachten, Essen … Wähle aus, was du für wichtig hältst, oder – auch gut – bereite dich überhaupt nicht vor.
  • Kümmere dich um deinen Körper, besonders um deine Füße. Nimm rohe/reine Schafwolle (für die Holländer: wandelwol) mit, die du auf die Druckstellen zwischen den nackten Füßen und den Socken legst, bevor sie sich zu Blasen entwickeln. Glaub mir, das ist ein Lebensretter!
  • Bleib bei deinen eigenen Zielen für die Pilgerwanderung. Es passiert schnell, dass du von den Ratschlägen (einschließlich meiner 😉), Nachrichten und Bildern anderer Pilger auf dem Weg beeinflusst oder gar frustriert wirst. Während der Vorbereitung und während des Wanderns habe ich die meisten Erfahrungen anderer (in Blogs und FB-Gruppen) ignoriert und mich an meine eigenen Erfahrungen gehalten. Obwohl die Erfahrungen anderer auch eine große Hilfe bei praktischen Fragen zur Route, Unterkunft usw. sein können.
  • Keine Angst vor FOMO (fear of missing out), keine Angst etwas zu verpassen. Akzeptiere, dass du nicht alles sehen wirst und tun kannst, was du geplant hast oder was andere dir empfohlen haben. Bedaure nicht, was du nicht geschafft hast, sondern verwandle es in einen Zukunftstraum.
  • So wie es nicht den einen Weg zu Pilgern gibt, gibt es auch nicht den einen Pilgerweg. Alle Wegbeschreibungen und Wegweiser -online und offline- sind Hilfsmittel, um den Weg von einem Tempel zum nächsten zu finden. Sie sind manchmal unverzichtbar – bitte benutze sie auf den harten Wegen in den Bergen!!! – aber lass dich nicht davon abhalten, deinen eigenen Weg im Flachland zu wählen.
  • Akzeptiere, dass du dich irgendwann gestresst fühlen wirst, wenn es darum geht, einen Schlafplatz zu finden, deine Gesundheit zu erhalten oder dein Ziel zu erreichen. Akzeptiere es, lass los und vertraue auf Kōbō Daishis Hilfe. Sie wird in vielerlei Weise kommen.
  • Wenn du es dir zutraust, lass los und plane nicht zu weit im Voraus. Versuche, deine Planung nur auf wenige Tage zu beschränken und warte ab, was für aufregende Dinge passieren.
  • Lächle bei jedem Schritt, auch wenn dir gerade zum Weinen zumute ist. Denk daran, dass du die/der Glückliche bist, die/der auf dieser wunderbaren Insel wandelt. Du hast diesen Weg gewählt. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Es gibt nur dieses große Abenteuer und diese Erfahrung!
  • Genieße es und pass auf dich auf!

Maggy und ich trafen uns mehrere Male während unserer Pilgerwanderung auf Shikoku im März 2023. Das letzte Mal auf dem Pilgerweg zwischen den Tempeln 44 und 45.
Vielen Dank, Maggy, dass du hier deine Erfahrungen und Empfehlungen teilst.
Kuri

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