Die gesamte Strecke von Tempel 1 Ryōzenji (霊山寺) bis Tempel 88 Ōkuboji (大窪寺) und zurück zum Ausgangspunkt, zu Tempel 1 hat eine Länge von 1.150 km. Auf dieser Strecke sind 10.000 Höhenmeter zu bewältigen.
Wenn du den gesamten Pilgerweg gehst, wirst du etwa 42 Tage unterwegs sein. Dabei täglich 30 km zurücklegen und 6 bis 8 Stunden gehen. Und einen mehrere Kilogramm schweren Rucksack auf dem Rücken tragen.
Neben der enormen Streckenlänge hat die Shikoku Pilgerwanderung noch weitere Herausforderungen.
henro korogashi
henro korogashi bedeutet frei übersetzt „Wo die Pilger hinfallen“.
Auf der Shikoku Pilgerwanderung sind das die Etappen mit schwierigen, teils sehr steilen Passagen zu den Tempeln 12, 20, 21, 27, 60, 66, 81, 82.
Der Weg zum Tempel 12 Shōzanji (焼山寺)
Dieser henro korogashi führt von Tempel 11 Fujiidera (藤井寺) zum Tempel 12 Shōzanji. Von einer Meereshöhe von 38 Metern auf eine Meereshöhe von 706 Metern. Zwischen Tempel 11 und 12 liegen noch zwei Abstiege und Gegenanstiege. An dem Tag sind insgesamt 1.000 Höhenmetern zu bewältigen. Im Route Guide wird die Gehzeit von Tempel 11 bis 12 mit 4 bis 6 Stunden angegeben. Zwischen den Tempeln 11 und 12 gibt es keine Übernachtungsmöglichkeit.
Shōzanji liegt bei Strecken-km 50. Alle, die ihre Wanderung an Tempel 1 beginnen, gehen diesen henro korogashi bereits am zweiten oder dritten Tag ihrer Pilgerreise.
Für trainierte Wanderer
Der Weg von Tempel 11 nach Tempel 12 ist einer der Höhepunkte der Pilgerwanderung. Ein mit Steinen und Wurzeln durchsetzter Pfad.
In den deutschen Alpen sind die Wanderwege zur Orientierung für die Bergwanderer in drei Schwierigkeitsgrade eingeteilt. Leicht, mittelschwer und schwer. Der henro korogashi nach Tempel 12 wäre nach dieser Einteilung eine mittelschwere Bergwanderung. Das gilt übrigens auch für alle weiteren henro korogashi, bei keinem handelt es sich um eine schwere Bergwanderung, nach der Alpen-Klassifizierung. Immer um leichte bis mittelschwere Wanderungen.
Für untrainierte Wanderer
Der Weg zu Tempel 12 ist eine Herausforderung. Besonders, weil dieser Weg am Anfang der Wanderung zu bewältigen ist.
Wer zu Hause die Möglichkeit hat, sollte eine Strecke mit 1.000 Hm an einem Tag ausprobieren. Möglichst mit den, für Shikoku geplanten Schuhen und dem Rucksack.
Wer bei einer solchen Probewanderung große Schwierigkeiten hat, kann den henro-korogashi zum Tempel 12 umgehen.
Indem du öffentliche Verkehrsmittel nutzt, mit dem Bus zu Tempel 12 fährt und dort die Wanderung fortsetzt. Wenn du am Ende deiner Pilgerwanderung noch Zeit hast, kannst du den Weg von Tempel 11 zum Tempel 12 dann gehen. Es wird dir viel leichter fallen als zu Beginn der Wanderung.
Eine andere Möglichkeit ist, die Pilgerreise nicht bei Tempel 1 zu beginnen, sondern an einem Tempel, dem erstmal viele flachere Etappen folgen. Gut geeignet ist ein Beginn in Kochi. Ein wunderbarer erster Tempel für eine Pilgerwanderung ist Tempel 31. Der Weg nach Tempel 12 kommt dann erst gegen Ende der Pilgerwanderung, wenn die Muskeln bereits trainiert sind. Der henro korogashi zum Tempel 12 ist dann viel leichter zu bewältigen.
henro korogashi zu Tempel 12 - meine Empfehlung
Vor der Abreise nach Shikoku trainieren und den Weg nach Tempel 12 genießen. Es ist eine wunderbare Stecke.
Wer keine Zeit oder Gelegenheit hat zu Hause zu trainieren und sich für diese Strecke nicht fit genug fühlt, sollte den Weg nicht an den Anfang seiner Wanderung legen.
henro korogashi – allgemein
Die beiden Etappen, auf denen die meisten Höhenmeter zu gehen sind, führen zu Tempel 12 und zu Tempel 66.
Zum höchstgelegenen Tempel 66 Unpenji (912 Hm) führt eine Bergbahn. Auch ein Teil der Pilger, die normalerweise zu Fuß unterwegs sind, nutzen diese Bergbahn. Manche nur für den Abstieg, der für die Knie besonders belastend ist.
Vorsicht auf allen henro korogashi-Strecken: bei Regen oder nach Regen kann es auf dem Weg glatt und rutschig sein.
Naturpfade?
Naturpfade gibt es auf dem Pilgerweg heute leider nur wenig. Der Streckenverlauf führt zu 85 % über asphaltierte Straßen und nur zu 15 % über Naturpfade.
Demzufolge verläuft der Weg überwiegend auf sehr hartem Untergrund.
Um diese Herausforderung zu meistern, solltest du im Vorfeld auf geteerten Straßen trainieren. Bestenfalls nicht nur eine Stunde am Tag gehen/wandern, sondern immer wieder auch mehrere Stunden am Stück.
Training - meine Empfehlung
Je mehr du vor dem Beginn deiner Pilgerwanderung trainierst, desto mehr Freude wird dir das Pilgern von Beginn an bereiten. Du wirst weniger Schwierigkeiten mit Blasen, muskulären Problemen usw. haben.
Je mehr du ans bergab und bergauf gehen gewöhnt bist, desto leichter wird dir die Wanderung auf Shikoku fallen.
Wenn du zu Hause keine Zeit oder Gelegenheit zum Trainieren hast, verleg das Training nach Shikoku. Nutze die ersten Tage deines Pilgerwegs, um dich langsam an die Anstrengungen zu gewöhnen. Geh an den ersten Tagen kürzere Strecken mit 10 bis 15 Tageskilometern und steigere langsam.
Nach meiner Erfahrung ist es wichtiger seine eigene Leistungsfähigkeit gut einschätzen zu können, als besonders gut trainiert die Pilgerwanderung zu beginnen. Die Etappen jeweils an die aktuelle persönliche Verfassung, an die Wetterverhältnisse und Temperaturen anzupassen. Diese Einschätzung treffen zu können und zu beachten ist wichtiger als das körperliche Training vor der Wanderung.